Vier Tage vorher lese ich im Schaukasten eines (sozialistisch geleiteten) „Hauses der Begegnung” in Wien, daß hier musisches Kinderprogramm gemacht wird, wie es meinen Auffassungen entsprechen könnte.
Drei Tage vorher rufe ich also dort an, ob ich einen Bericht machen soll. Ja, gern, „wir sind ja daran interessiert, daß über uns geschrieben wird”.
Einen Tag vorher rufe ich nochmals an, um die Uhrzeit auszumachen. „Nein, lieber nicht, kommen Sie bitte nicht.” Welch plötzlicher Gesinnungswandel? „Ich hätte sonst Schwierigkeiten mit meiner Chefin. Welcher Partei gehört denn Ihre Zeitung?” Keiner, sie ist unabhängig. „Trotzdem, lieber nicht. Wer weiß ..
Schreibverbot also? Bei einer aus öffentlichen Geldern finanzierten Veranstaltung? Aber hinkommen kann ich doch, zumindest an- schaun? „Ja, das schon.”
Am Stichtag bin ich tatsächlich angenehm überrascht. Die Kinder bewegen sich frei, keine Spur von Drill, viel kindliche Phantasie, nichts Kindisches. ,Ja leider, ich kann Ihnen nur das von gestern wiederholen. Wir haben extra noch in der Zentrale nachgefragt. Nur sozialistische Zeitungen dürfen über uns schreiben.” Einen Tag nachher erfahre ich aus der „Kronen-Zei- tung”, wie ein unabhängiges Blatt diese sozialistischen Initiativen beurteilt …
