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Ein junger Mann ohne Vater hat in der arabischen Welt größte Schwierigkeiten seine Identität zu finden. Derägyp-tische Schriftsteller Nagib Machfus hat in seinem Roman „Die Spur" einen Taugenichts dargestellt, der von der sterbenden Mutter den Namen des Vaters erfährt. Die Mutter, eine gefürchtete Bordellwirtin, zwingt ihren Sohn zu einer Erkundungsfahrt, die der Taugenichts nicht erfolgreich bestehen kann. Vom Schutz der Mutter entkleidet erweist er sich als Lebensunfähiger, dem nichts Schlimmeres passieren kann, als einer jungen Frau zu begegnen, die in ihrer Naivität den Heimatlosen, von Unsicherheit Getriebenen bis zur Selbstaufgabe liebt. Der Spurensucher läßt s£h von einer skrupellosen Frau, die aus Berechnung einen alten Mann geheiratet hat, zu einem Mord hinreißen.

Wie ein Anatom präpariert Nagib Machfus die einzelnen Schichten der Verstrickung heraus. Nicht nur das Problem der Identitätskrise durch den nicht vorhandenen Vater wird sichtbar, sondern auch die Lebensuntüch-tigkeit durch falsche Erziehung und die Unmöglichkeit aus einer margi-nalisierten Gruppe (Dirnen- und Zuhältermilieu) in die „angepaßte" Bevölkerungsmehrheit hinüber zu wechseln. Der Roman ist so sehr eine Sozialreportage wie ein Krimi, eine deftige Fabel einer Gesellschaft, die den Wertezerfall deswegen als Alltag erlebt, weil die Armut ununterbrochen Menschen enthumanisiert.

DIE SPUR. Von Nagib Machfus. Unionsverlag, Zürich 1991. 189 Seiten, öS 218,40.

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