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Ohne „liebes Jesulein“

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„Was ist wichtiger? Die Bekehrung der Jugend oder die Bekehrung zur Jugend?“ fragte der Grazer Katechetiker Univ.-Prof. Edgar Korherr am Freitag auf der Arbeitstagung des Katechetischen Schulfunks und berichtete über weltweite Forschungen des Katechetischen Rates in Rom. Korherr ist selbst einer der drei Europäer, die diesem Gremium von 25 Fachleuten angehören. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, daß die Übereinstimmungen zwischen den Interessen und Problemen der Jugendlichen aller Kontinente zunehmen.

Gemeinsam ist ihnen das uralte Problem der Angst, gemeinsam das neue Leiden unter der Einsamkeit. Ein Alarmsignal ist der große Prozentsatz von Jugendlichen unter den Selbstmördern. Hier nimmt Österreich eine gefährliche Spitzenposition ein.

Hier will nun der Katechetische Schulfunk einhaken; er sieht es als seine Aufgabe an, Hilfen zur Lebensbewältigung anzubieten. Das kann und muß natürlich auf sehr verschiedene Weise geschehen, denn die Adressaten des

Schulfunks finden sich unter den Sechsjährigen einer Dorfschule wie unter neunzehnjährigen Maturanten.

Lebensbewältigung: Dazu kann die Vorstellung von Leitbildern eine Hilfe sein wie in Elisabeth Hollerg-schwandtners Sendung über Petrus Claver; dazu kann eine Sendung Josef Dirnbecks für Jugendliche ab 16 Jahren beitragen wie „Der ausgesparte Selbstmord“, wie Ursula Presslers „Warum mögt ihr mich nicht?“ für die Neun- bis Zehnjährigen.

Natürlich wäre der Schulfunk kraß überfordert, würde man von ihm im Alleingang große katechetische und pädagogische Erfolge erwarten. Den Lehrern wollen und können die Sendungen des katechetischen Schulfunks den Unterricht nicht abnehmen, aber sie können den Einstieg zu eigener Arbeit erleichtern.

Zu den „Zaungästen“ des Schulfunks gehören aber auch Erwachsene, besonders nicht außer häuslich berufstätige Mütter; dadurch wird das Spektrum der Wirkungsmöglichkeiten erweitert.

„Bekehrung der Jugend oder Bekehrung zur Jugend?“: die Bekehrung zur Jugend, die auf jeden Fall einer Bekehrung der Jugend vorausgehen muß, verlangt Einfühlungsvermögen, verlangt darüber hinaus aber auch den rechten Gebrauch der modernen methodisch-didaktischen Hilfsmittel. Die Forderung an den Katechetischen Schulfunk besteht zurecht, zur Lösung der Probleme nicht „das liebe Jesulein“ als „deus ex machina“ auftauchen zu lassen, sondern organisch hinzuführen zu einem bewältigten Leben aus dem Glauben.

Reaktionen aus dem Kreis der Hörer, aber auch die Beachtung, die der österreichische Katechetische Schulfunk international genießt, zeigen, daß er auf bestem Wege ist, sein hochgestecktes Ziel zu erreichen.

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