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Ohne Zauber

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(Salzburger Festspiele; Gastspiel des Harlem Dance Theatre) Arthur Mitchells 1969 gegründetes Dance Theatre of Harlem gastierte erstmals bei den Salzburger Festspielen. Es ist ein farbiges Ensemble, jugendlich frisch und wohltrainiert. Neben einem modernen Galaprogramm — interessantester Choreograph John Taras — präsentierten die Harle-mer im Kleinen Festspielhaus Georges Balanchines „Allegro brillante” (nach P. I. Tschai-kowsky), eine funkelnde, aber merkwürdig kühle Bewegungsstudie, und Adolphe Adams „Gi-selle”, die in einer Neufassung der Petersburger Choreographie von Coralli und Perrot gezeigt wird.

Da „Giselle” vom Stoff und Stil her für schwarze Tänzer kaum geeignet ist, verlegte Mitchell gemeinsam mit dem Choreographen Frederic Franklin und dem Bühnenbildner Carl Michel die unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem Bauernmädchen und dem Prinzen Albrecht in die amerikanischen Südstaaten. Statt der Gesellschaft am fürstlichen Hof tanzen Farmer die Wi-lis, die unerbittlichen Todesgeister, fegen durch eine Sumpflandschaft am Mississippi.

Aber auf diese Weise sind letztlich keine neuen Bilder entstanden, lediglich der Zauber romantischer Liebe und Todessehnsucht geht verloren. Die Tänzer aus Harlem verändern das Werk auch durch ihre scharfe Tanzdynamik; die Grazie der klassischen Tanzästhetik wird durch dramatische Uberzeichnung erdrückt. Umso mehr, als Dirigent Milton Rosenstock, Virginia Johnson als Giselle und Eddie Shellman als Albrecht nichts vom wunderbaren Zauber des Werks vermitteln.

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