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Opa Schulz

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Ein Hauch von Sozialkritik schwindelte sich letzten Mittwoch in die üblicherweise eher anspruchslose Femsehkost: Opa Schulz, ein in Berlin gedrehter Film von Erika Runge. Der Streifen besticht nicht durch aufwendige Produktion, perfekte Ausstattung oder geniale Regie; er besticht durch die Wahrheit der Situation. Ein 71 jähriger Rentner, die Frau ist gerade gestorben, will seiner Umwelt nicht zur Last fallen und beschließt daher, seine alte Wohnung den jüngeren Familienangehörigen zur Verfügung zu stellen und selbst ins Altenheim zu ziehen. Sicherlich haben alte Leute ihre Eigenheiten, ihre „Sturköpfe“ und ihre in Jahrzehnten liebgewordenen Gewohnheiten. Das will der Film gar nicht leugnen. Aber die ablehnende, kontaktfeindliche Umgebung, der bis in den letzten kleinen Punkt reglementierte Alltag im Altenheim wirkt abstoßend bis ekelerregend. Sicher hat Opa Schulz manches überzeichnet, aber daß der Freiheitsraum der Alten in den immer noch eher zur „Fürsorge“ zählenden Heimen ärger als notwendig eingeschränkt wird, stimmt fast generell: Keine privaten Möbel, beschränkte Besuchszeiten - zum Ausgleich hohe Preise. Es ist ‘was faul an dieser „Lösung" des Altenproblems. Opa Schulz hat die Kraft, noch einmal auszubrechen, zurück in seine alte Wohngegend. Aber wie viele haben noch die Kraft?

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