7213847-1992_41_19.jpg
Digital In Arbeit

Ordnung und Exzess: Der menschliche Kuß

Werbung
Werbung
Werbung

Wohl kaum zuvor wurde eine Ausstellung in diesem Lande mit größerer Neugier und Sehnsucht erwartet als die von dem englischen Kultfil-mer, Zahlen- und Bildermagier Peter Gree-naway erdachte und auch inszenierte Schau der „100 Dinge, die die Welt repräsentieren" und der „100 Gemälde zur Ehre der Liebe", die anläßlich der 300-Jahr-Feier der Akademie der bildenden Künste bei Greenaway in Auftrag gegeben wurde.

Peter Greenaway lieferte einem in Wien angesiedelten Projektteam seine „Besorgungsliste" ab.

Die Exponate sollten - oftmals höchst subjektive - Allegorien abstrakter Begriffe ergeben.

Schon im ersten der drei Ausstellungshäuser, dem Semper-Depot, findet sich neben einem Schatten, Schnee, einem Regenbogen, Erde und öl Gott im Inventarverzeichnis.

In dem Riesenspektakel mit Donnerrollen, Regenguß und Wattewolke muß ich Gott einfach übersehen oder überhört haben, allzusehr drängte sich der Vergleich einer Vorstadtbühnen-Inszenierung von „Alpenkönig und Menschenfeind" auf.

Kommt das Semper-Depot dem nekrophilen Charme von Greenaway s überquellender Phantasie ideal entgegen, so wird die Künstlichkeit dieser „Eros und Tanatos-Ma-nie" in der Hofburg teils peinlich berührend, teils übelriechend evident: peinlich angesichts der lebenden „Menschendarsteller" Adam und Eva und der jungen stillenden Mutter mit Baby, übelriechend bei den verwesenden Schweineschwänzen.

In der Akademie der bildenden Künste beleuchtet das britische Genie das Thema „Liebe" in alten Gemälden. (Bis 8. November)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung