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Panoramen

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Sabine Bitter reißt den Himmel auf: in einer dreiteiligen Werkgruppe „Globus" bringt sie fotografierte Gebirgspanoramen im Siebdruckverfahren, die sie zuvor mittels Scanner rundum wickelt, auf Eternitscheiben auf, die im Zentrum ein weißes Loch freilassen. Ein Blick in die Unendlichkeit, weiße Flecken auf der Landkarte der Seele, ein Blick ins Innere des Betrachters selbst.

Weisen diese in ihrer Form an Mandalas gemahnende Kunstwerke einen spirituellen Aspekt auf, so sind die als „Schleusen" zu bezeichnenden Foto-Objekte absolut Zeitgeist tragende Dokumente topografischer Großstadtprobleme - und somit gewissermaßen soziale Skulpturen. Sabine Bitter nimmt mit dieser Foto-Installation neuralgischer Orte, an denen Menschen auf irgendeine Genehmigung, einen Stempel, warten müssen, um an. ihr ungewisses Ziel durchgeschleust zu werden, ungelöste Probleme der Zivilisationsgesellschaft aufs Korn: Stadtplanung, Zuwanderung, öffentliche Verwaltung, Verkehr, Bevölkerungsexplosion. Eine dritte präsentierte Werkgruppe zeigt in Polyester eingegossene Hemdkrägen, die auf die geplante Weltreise der Künstlerin verweisen.

Die Ausstellung in der Galerie Insam in Wien bildete den Rahmen für die Verleihung des Förderungspreises für künstlerische Fotografie 1992 durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst an Sabine Bitter. Ihre Arbeiten können als selten kraftvolle und intelligente Dokumente unserer Zeit gesehen werden. (Bis 23. Dezember)

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