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Papier, Papier...

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(Akademietheater, Wien; „Sommer 14 - Ein Totentanz" von Rolf Hochhuth) Die Weltgeschichte zog dem Armen unfairerweise den Stoff (Kriegsgefahr zwischen Großmächten) unter der Feder weg und lieferte den neuen (Golf) zu spät, doch hätte ihn sowieso keine Aktualität gerettet. Das neue Opus bleibt von A bis Z raschelndes Papier. Nun, es ist ehrenhaft, mit Hochhuth zu scheitern, wenn er selber dran schuld ist. Und das war er so eindeutig wie nie zuvor.

Hohles Pathos kulminiert x-mal in den Worten „Neun Millionen!" (Toten des Ersten Weltkrieges). Der sein Entsetzen hinauskrächzt, ist der Tod. Sonja Sutter müht sich verzweifelt, grausig zu wirken. Grausig sind nur die Stimmverrenkungen, zu denen Regisseur Robert David MacDonald die Arme zwingt. Zwischen dem Franz Joseph in der Oper und dem Wilhelm auf der Yacht und dem dahinsinkenden Jaures und dem umfallenden Botschafter und der sich erschießenden Frau Haber und der einen Chefredakteur erschießenden Madame Caillaux entsteht keine innere Beziehung. Hochhuth zeigt, daß die Welt in den Ersten Weltkrieg schlitterte. Jeder weiß, daß sie es tat. Churchill macht er wieder zum Buhmann. Streichungen und Regie geben dem Text den Rest. Claus Pey-mann sah, was sich anbahnte, und inszenierte dem Regisseur erfolgreich in den Schluß hinein. Hermann Schmid hat als deutscher Kaiser satirische Qualität. Alexander Trojan verwechselt den Franz Joseph mit dem Grafen Bobby.

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