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Partei als Lebenssinn

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,Jch habe 55 Jahre für die Partei gearbeitet. Sie hat meinem Leben Sinn und Inhalt gegeben.“ Als Bruno Kreisky am 17. Mai diese Sätze mit tränenerstickter Stimme sprach, übermannte Rührung den Parteitag.

Wenig später legte Fred Si- nowatz auf einer Pressekonferenz ein ähnliches Bekenntnis ab: ,Jch bin einer von euch, der … ohne diese Partei nichts wäre und nichts sein möchte.“

Zweimal eine Seelenentblößung, die auch politischen Gegnern Respekt abnötigt.

Dennoch stimmt sie auch nachdenklich. Ist da immer noch (oder schon wieder) die Partei, die zugleich Familie, Heimat und Kirche ist? „Ohne die ich nichts sein möchte“: Die Partei als Maßstab und Lebenssinn, moralische Instanz, Gradmesserin des Glücks, nichts Größeres um sie, außer ihr, über ihr?

Pragmatiker mögen solche Sätze überhaupt irrelevant finden: Für sie sind Parteien Nutzinstrumente, technische. Vehikel der Machtausübung, basta.

Religiöse Menschen halten aus anderen Gründen bei solchen Tönen inne — ohne Überheblichkeit, aber ein wenig seltsam betroffen schon.

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