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Parteidisziplin statt Rückgrat?

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„Absolute Mehrheiten im Parlament werden immer wieder dazu benutzt, die Machteinflüsse der jeweiligen Mehrheitspartei in allen nur mögliehen Bereichen zu verbessern. Eines der Beispiele hiefür ist das Arbeiterkammergesetz.“

Das sagte nicht ein wütender ÖAAB-Funktionär, das hämmerte auch nicht ein böser, reaktionärer Journalist in die Maschine, sondern das schrieb ein namhafter Sozialist, der frühere Präsident der Tiroler Arbeiterkammer Hermann

Schmidberger, an die „Tiroler Tageszeitung“. Weiters meinte er: „Bei noch so großer Parteiverbundenheit und- vielleicht sogar wegen derseU ben — kann man nicht einfach alles unwidersprochen zur Kenntnis nehmen.“

Ein Mann, der es nicht mehr nötig hätte, sich zu exponieren, hat damit Haltung gezeigt, hat seine eigene Partei wegen eines unsinnigen Gesetzes angegriffen. (Ebensogut könnte man Studenten, die mit Professoren oder Assistenten verwandt sind, von den Hochschulwahlen ausschließen.) Wahrscheinlich teilen etliche seiner Genossen diese Meinung und haben nur aus Parteidisziplinfür das neue Wahlrecht votiert. Parteidisziplin ist gut, Freigabe der Abstimmung (über Zwentendorf etwa) vielfach besser. Wen hat wohl das Volk lieber im Parlament: Verläßliche Parteisoldaten oder mündige Völksvertreter?

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