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Pfarrer, Komödiant?

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Wenn Faustens Famulus Wagner meinte, „ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren“, so beweist er damit mehr Einfühlung in die pädagogische und sprachliche Pastoralpraxis als Faust, der in einer mehr brillanten als sinnbewegenden Umdrehung antwortet: „Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist.“ Nicht nur bei dem Barockrhetor Abraham a Sancta Clara, auch bei einem tiefschauenden Seelenführer wie Philipp Neri finden wir solche Komödiantenzüge.

Dem Pfarrer und Autor Kurt Marti wird man nur gerecht, wenn man seine religiöse Kaba-rettistik in Zusammenhang mit dem Auftrag des Gemeindepfarrers sieht, der alles versucht, um den Abstand von Institution und Mensch, von totem Wort und lebendigem Geist zu überbrücken: „der herr den wir duzen — gepredigt— von herren, die wir siezen.“

Indem Kurt Marti Gotteserör-terer ebenso ironisiert wie die Heilsmaschinerie, gelingt es ihm, das erschreckend Neue und herausfordernd Immergültige der evangelischen Botschaft fühlbar zu machen. Man wird es nicht häufig sagen können: Diesen Gedichtband liest jeder mit Nutzen, der im Gespräch mit Jugendlichen oder in Ansprachen an sie einer heute weitverbreiteten Stimmung gerecht werden muß.

GEDULD UND REVOLTE. Von Kurt Marti. Mit einem Vorwort von Ingeborg Drewitz. Radius-Verlag, Stuttgart 1984. 95 Seiten, kart., öS 124,80.

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