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Planeinsicht verweigert

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Sie haben geglaubt, ihr Einschreiten sei nicht notwendig, weil das österreichische Bundesdenkmalamt die Realisierung des unsensiblen Ortner-Projektes auf dem Areal der ehemaligen Hofstallungen Fischer von Er-lachs in Wien ohnehin verhindern würde. Über hundert Kunsthistoriker des In- und Auslandes, darunter Universitätsprofessoren, Denkmalpfleger und Museumsdirektoren wie Hubert Landais, der den Bau der Louvre-Pyramide durchgesetzt hat, sehen sich darin getäuscht. Deshalb bildeten sie jetzt ad hoc ein Komitee mit dem Ziel, einerseits die Öffentlichkeit in letzter Minute zu alarmieren, andererseits das Denkmalamt zu bewegen, die Zerstörung der Perspektive und eines Drittels der Bausubstanz dieser eleganten Anlage zu unterbinden, indem es endlich gemäß Paragraph 1 und 2 des Denkmalschutzgesetzes alle den Maria Theresien-Platz optisch begrenzenden Bauten als Ensemble ausdrücklich unter Schutz stellt.

Denkmalamtspräsident Gerhard Sailer, korrekt wie der sprichwörtliche Beamte der k.u.k.-Monarchie, schwieg bislang, da ihm die Betreiber des Museumsquartiers nach wie vor keinen Einblick in detaillierte Pläne gewährt haben, und er trotz unzähliger Interventionen kaum mehr weiß als jeder interessierte Zeitungsleser. Beanstanden könne er rechtens somit lediglich die zu gewaltigen Kubaturen des Ortner-Entwurfes.

Wie er und sein Amt gegenüber der übergeordneten Dienststelle, dem Wissenschaftsministerium, auf die Petition des Kunsthistoriker-Komitees reagiert haben, ist vorläufig nicht in Erfahrung zu bringen.

Das Kunsthistoriker-Komitee lehnt das von einer Wettbewerbsjury prämierte Projekt an dieser Stelle jedoch auch dann ab, wenn es reduziert wird, befürwortet aber grundsätzlich museale Einrichtungen in den ehemaligen Hofstallungen. Sollten die maßgeblichen Politiker davon ausgehen, moderne Kunst könne nur in einem zeitgenössischen Rahmen präsentiert werden, schlagen sie vor, diesen Museumsneubau an einem anderen Standort zu errichten und in den Hofstallungen dem Kunsthistorischen Museum zusätzlichen Platz zu geben, beispielsweise für die Tapisseriensammlung und das seit mehr als 100 Jahren in Depots lagernde Heroon von Gölbasi-Trysa.

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