6935296-1983_07_11.jpg
Digital In Arbeit

Platte Psycho-Kur

Werbung
Werbung
Werbung

(Deutsche Oper Berlin; „Die tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold) Rundheraus: Dies ist ein Opernschmarren, aber ein genialer - anno 1920 das Werk eines frühreifen Sensibilisten von 23 Jahren. Eine Partitur, in der es wagnerisch wabert, puccinesk exotisch tönt, der Quintfall ein harmoniesüchtiger Kniefall vor tränenwonniger Sentimentalität ist, der Ferne Klang dem Publikum einschmeichelnd und zuweilen aggressiv naherückt.

Unnachahmlich, wie damit eine als Traumhandlung dargestellte Psycho-Kur in Gang gesetzt ist, in der eine sinnenfrohe Tänzerin zur Akteurin im Reliquienkult um eine tote Doppelgängerin wird - freilich nur in der Vorstellung des aus unklarer Schuld an den Tod geketteten Helden Paul (der wirklich ein Heldentenor sein muß — hervorragend: James King).

Das alles geschieht symbolhaft und symbolistisch in der sterbenden, versteinernden, versandenden Stadt Brügge. Doch der belgisch-wienerisch-berlinische Städtedreiklang zu den Assoziationsfeldern Todesnähe und Tote Stadt blieb flach, platt, unentschieden, ja operettig. Regisseur Götz Friedrich fand keinen Zugang dazu - seine Frau Karen Armstrong in dem mehrfach ge-

brochenen Doppelpart von „Seele" und „Körper" erschien stimmlich über ihre Grenzen gefordert und agierte mit vordergründiger Vehemenz Erotik aus, wie Regie es befahl.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung