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Poesie des Gewissens

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Als ich den sommer / bis zu den kukuruzfeldern / auf dem Dreikreuzberg / begleitete / habe ich der Versuchung / auf jede der / weißen wölken / da oben / im blau / einen gedanken / zu setzen / nicht widerstehen können“. Schöne Bilder wie dieses bringen die tiefe Verbundenheit Max J. Hitis vor allem mit der steiri-schen Landschaft zum Ausdruck, die mit ihren Menschen und Begebenheiten im Mittelpunkt der Gedichte steht. Der Autor versucht, den Lesern Augen und Ohren zu öffnen für das, was im allgemeinen übersehen, überhört oder nicht begriffen wird.

Bei aller Kritik an der Gedankenlosigkeit, an der Oberflächlichkeit des Menschen, reagiert er nicht empört, sondern betroffen und verwundert, manchmal auch mit einem Hauch von Ironie. „Drollig“ nennen die Sommergäste den Hund, der sich über die lästigen Fliegen ärgert; und „Gott hatte sie heb, darum / nahm er sie, früh gereift, zu sich“, sagt man, als ein Mädchen durch einen Unfall stirbt. Ob es bisweilen nicht besser wäre zu schweigen als sich der Hilflosigkeit der Worte auszuliefern?

Gewissenhaftigkeit ist eine Zier, mit der wir uns gern schmücken - leider oft zu Unrecht, wenn wir ehrlich genug sind, das Nachwort des Autors auf uns zu beziehen: „Genau genommen / haben wir / es dann / doch nicht / ganz / genau genommen“.

GENAU GENOMMEN. Von Max J. Hiti. Verlag Styria, Graz, Wien, Köln 1986. 80 Seiten, öS 98,-.

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