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Poetische Kürze

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Der schmale Band „Schwingrasen von Sarah Kirsch, mehr als 50 kurze Pro-sastücke, macht deutlich, wie nahe verwandt Satire mit Lyrik sein kann. Aus hoch- und niederdeutschen Redeweisen macht sie ein eigenes Schriftdeutsch, auch die Satzzeichen gehorchen dem Sprechton und nicht den Dudenregeln.

Land- und Stadtleben kommen zu originaler Sprache, auch „Prinz Lieblos", mit dem sie etwa zehn Jahre verheiratet war, hatte seine guten Seiten, und „dem verehrten Publico" ihrer Lesungen werden die Leviten gelesen, weil „ich keine Schuld trage, so es in die falsche Veranstaltung kam. Emanzen Kryptogenossen die gleichlautend sagten es wäre das Gebotene hier,ohne Biß'." Bissig und beunlustigt gestattet sie: „Sie dürfen gehn, klappernde Türen sind es nicht die mich stören."

Kurzum: Diese Sprache stellt Ansprüche und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. „Ein Schuß Arsenik", beispielsweise, glossiert sachkundig die Uneinsichtigkeit der Menschen, „und deshalb liebe ich sie nicht über die Maße", das aber mit liebenswerter Offenheit.

SCHWINGRASEN. Von Sarah Kirsch. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1991. 89 Seiten, öS 154,40.

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