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Prag, Rom — Auschwitz

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Im Lebensschicksal einzelne Menschen, dienichtitn Rampenlicht der Ereignisse stehen, spiegelt sich das Klima einer Epoche, das kulturelle wie das politische, oft plastischer als in der Darstellung von Ereignissen. So verdient dieses Buch, das einer scheinbar sehr begrenzten Thematik gewidmet ist, über den Kreis kunsthistorischer Experten hinaus Beachtimg.

DieAufzeichnungenLudwigPollaks, des gelehrtenKunstliebhabers, Entdeckers und international angesehenen Händlers antiker Kostbarkeiten, der 1868 in Prag geboren und 1943, nach fünfzig Rom-Jahren, als Jude in den Tod verschleppt wurde, sind hier mit Einfühlung und Akribie erschlossen. PoUaks private Selbstdarstellung bleibt zwar eher spröde, sie vermittelt dabeiaber uinso eindrucksvoller, wie der welt-niäimische Liberale unter dem Druck zunehmender Isolierung (auch im bildungsbürgerlichen deutsch-römischen Milieu) sich auf seine jüdische Identität zurückbesinnt.

Zur Machtergreifung Hitlers notiert er: “44 Jahre alt und früher eine Null“. Und nach den antisemitischen Ausschreitungen von 1933: “Eine Nation, die 5693 Jahre zählt, wird auch Hitier überlebea“ Die Tagebücher der folgenden Jahre bis zum schrecklichen Ende sind verschollen. Vielleicht wird man sie eines Tages so entdecken, wie Pollak den Arm jenes griechischen Laokoon fand, den die Schlangen erwürgten…

DIE TAGEBÜCHER VON VUDVnG POUAK. Kennerschaft und Kunshandel in Rom 1893-19H Von Maisarete Merkel Guldan. Vertag der ÖMenelchischen Akademie der Wissenschaften, Wien 198a 424 Seiten, es 490,-.

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