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In der Woche vom 12. bis 19. Jänner—das Wärmekraftwerk Dürn-rohr arbeitete mit voller Kapazität - sprang 18mal die Schwefeldioxid-Vorwarnung und sechsmal die Schwefeldioxid-Hauptwarnung an. Wie im Immissionsschutzplan vorgesehen, wurde die Stromerzeugung gedrosselt oder von Kohlebetrieb auf Gas umgestellt.

Das in Dürnrohr installierte Umweltschutzsystem stellte damit sein Funktionieren unter Beweis. Bestehend aus Rauchgasreinigung, Meßsystem, Abfall-Recycling und Kontrolle durch öffentliche Stellen, gilt es heute als beispielgebend in ganz Europa.

Bei einer Leistung von rund 700 Megawatt werden nach Angabe der Kraftwerkbetreiber, NE-WAG-NIOGAS und Verbundkraft, die Rauchgase fast lOOpro-zentig entstaubt, zu mehr als 90 Prozent entschwefelt und zu 80 Prozent entstickt. Die umweltbelastenden Schadstoffe werden von sieben im TuUnerfeld installierten MeiSstellen erfaßt und in der Schaltzentrale des Kraftwerkes festgehalten (FURCHE 38/ 1986).

Vorreiter in Sachen Umweltschutz in Europa zu sein gelang iri Zusammenarbeit mit dem japanischen Elektrizitätserzeugungsun-ternehmen EPDC (Electric Power Development Corporation). Die japanisch-österreichische Zusammenarbeit hat sich so gut bewährt, daß sie am 24. März dieses Jahres zum Abschluß eines neuerlichen Vertrages führte.

Das kalorische Kraftwerk Dürnrohr, in der Bauphase Angriff zahlreicher Bürgerinitiativen, steht auf historischem Boden. 40.000 Fliegerbomben pflügten das Areal im Zweiten Weltkrieg regelrecht um. Zurück blieben Ruinen und Stahlbetonblöcke der ehemaligen Raffinerie Moosbierbaum, als warnende Zeugen einer Zeit, in der Gewalt, Elend und Tod das Sagen hatten.

Um das für die Landwirtschaft unbrauchbare Gelände wieder sinnvoll nutzen zu körmen, mußten die Reste der Vergangenheit beseitigt werden. 100.000 Lastwagenfuhren waren notwendig, den Schutt abzutransportieren, den 40 Großsprengungen zurückließen. Verwendet wurde der geschichts-trächtige Abfall beim Bau einer Schallschutzmauer.

Damit aber nicht genug der Schwierigkeiten. Das Areal wurde Zentimeter um Zentimeter abgesucht. 31 Fliegerbomben und 12 Granaten konnten dabei als Blindgänger geborgen werden.

Heute ist die Vergangenheit beseitigt und planiert. Platz geschaffen wurde dem, wie es heißt, modernsten Kraftwerk Europas.

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