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Provokation ohne Gestaltung

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Das ausgezeichnete Stück ,JKein Platz für Idioten” des jungen Autors Felix Mitter er und die allgemeine Ablehnung, auf die das ursprünglich bei den Tiroler Volksschauspielen in Hall in Tirol zur Aufführung vorgesehene Stück .JStigma” Felix Mitterers dann stieß, lassen ganz bewußt nach den — vielleicht versteckten — Qualitäten des neuen Werkes suchen.

Leider ist ,JStigma” dramaturgisch nicht bewältigt und in dieser Form nicht realisierbar. Der Inhalt bleibt auch bei mehrmaligem Lesen konfus, überfrachtet und unbestimmt provokant.

Die im Stück dargestellte Lage der Dienstboten im bäuerlichen Gewerbe bis Ende des 19. Jahrhunderts ist hinlänglich als katastrophal bekannt. Doch wo bleibt die Aktualität, der Gegenwartsbezug?

Sollte es aber ein Stück mit historischem Inhalt sein, machte Mitterer es durch seine antiklerikalen Ausfälle, durch eine Begattungsszene und eine gynäkologische Untersuchung auf offener Bühne schlechthin unaufführbar.

Das sicher postive Mitleiden des Autors mit den Getretenen, Enttäuschten und Diskriminierten, seine A blehnung von Repressionen lassen es bedauern, daj3 er seine Anliegen nicht weniger pu-bertär und unausgereift formulieren kann, wie in seinem überzeugenden ersten Stück.

Daß ,JStigma” vor allem auf Grund der genauen Regieanweisungen von den Verantwortlichen in Hall abgelehnt wurde, ist verständlich. Hätte die zur Aufführung vorgesehene Fassung des Stückes wirklich ganz anders ausgesehen, hätte sie wohl in dieser Form auch offiziell vorgelegt werden müssen.

Man darf gespannt nun auf die in Telfs stattfindende Uraufführung am 18. August sein.

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