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Prüfstein „Giselle"

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(Wiener Staatsoper) Eine glückliche Zusammenarbeit, die einen großen Abend bescherte: Alicia Alonso, die gefeierte kubanische Ballerina, selbst eine der aufregendsten Interpretinnen der „Giselle" und als Choreographin eine der Hüterinnen großer Tradition, erarbeitete gemeinsam mit dem Wiener Staatsopernballett Adolphe Adams „Giselle", das wichtigste Werk der romantischen Spitzentanzkultur. Und am Prüfstein „Giselle" ist das Wiener Ballett merkbar gewachsen. Die Alonso hat die klassisch gewachsene Fassung Corallis, Perrots und Petipas behutsam erneuert. Fehlten der früher gezeigten Wiener „Giselle" vor allem die pantomimischen Momente und feinen Charakterisierungen in den Bauerntänzen, so werden diese Kontraste zur Feenwelt jetzt um so deutlicher ausgespielt. Selbst die oft gestrichenen Partien, wie die der Mutter Giselles, gibt es jetzt wieder. Was die Dramaturgie des Stücks klarer, straffer, effektvoller erscheinen läßt.

Das Staatsopernballett selbst versucht, den Ansprüchen dieser kunstvollen Choreographie so überzeugend wie möglich gerecht zu werden. Daß manches dennoch marionettenhaft, puppenhaft starr ausfiel, wird sich hoffentlich allmählich lösen. Gisela Cech ist eine diskret verhaltene Giselle, Michael Birkmeyer ein' feiner Regungen fähiger Prinz von starker Ausstrahlung. Sie bescheren beide viele schöne Momente, Grazie, sie paradieren mit Sprüngen und Eleganz. Aber manchmal färbt die Schwerfälligkeit des Corps doch auf sie ab. Aus Einsparungsgründen verwendete man die alten Bühnenbilder von Georges Wakhewitch. Verstaubte Dekors. Gerhard Deckert betreut die Tänzer vom Dirigentenpult her.

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