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Quälend lang

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(Schauspielhaus Graz; „Tage des Königs” von Peter Rosei) Die Bühnenuraufführung der vor neun Jahren als Hörspiel entstandenen Szenenfolge zeigt in Anlehnung an Georg Büchners „Leonce” die pessimistische Grundaussage des Autors: das Chaos der Sinn-Leere kann durch ephemere Illusionen des Individuums bestenfalls kaschiert, aber nicht behoben werden. So ist auch der König, dessen Tag hier abrollt, nur ein Konsument attrap-penhaf ter Stützsysteme eines Leerlaufs ohne Sinn.

Thema und Form kommen als Nachzügler auf die Bühne und reichen keinesfalls für einen Theaterabend - was die Grazer Dramaturgie mit ihrem mangelnden Instinkt fürs Publikum prompt wieder übersehen hatte. Der sehr kurze Text ist für den Regisseur Martin Kusej Anlaß zu einer kolossalen Dehnungsaktion. Er bläst die einfache Fabel zu einer monumentalen, fast dreistündigen Katastrophenoper auf, die im Kielwasser von Artaud, Minimal Dance und Robert Wilson da-hinschwankt. Kreisende Zeitlupen-Pantomimen, minutenlange Pausen zwischen den Repliken, Potenzierung von Objekten, Schreie und Flüstern sollen die Zuseher zu intensiver Aufmerksamkeit zwingen. Vergebens: quälende Langeweile ist das unvermeidliche Resultat.

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