Nachdem Janio Quadros 1961 über Nacht den Präsidentenstuhl verlassen hatte, wurde dessen Nachfolger J. Gou-lart, der Vizepräsident. Das Heer machte aber dem „Genossen“ Goulart vorsichtshalber für seine Machtübernahme zur Bedingung, daß das bisherige Präsidialsystem durch den Parlamentarismus ersetzt werde. Goulart nahm an. Bald aber begann er, die Beschränkung seiner Befugnisse rückgängig zu machen, obwohl er praktisch unbeschränkt regierte. Das Plebiszit kostete den Staat eine Milliarde Cru-zeiros — doch eine mehr oder weniger — die Notendruckmaschinen laufen schon lange auf vollen Touren.
So bekam also der Arbeiter zum zweitenmal statt des ersehnten Stückchens Fleisch für seinen Blechnapf' nach kurzer Zeit wieder den Stimmzettel in die Hand gedrückt. Ob er wählen will oder nicht, dafür gibt es kein Wahlrecht. Wer nicht wählt, muß zahlen. Streiks sind illegal. Legal sind die endlosen Schlangen der Mütter vor den Lebensmittelläden.
Illegal auch der Irrsinn des Angestellten Alcidio. Er warf in der Lapa mitten in Goularts feierlicher Programmede sein Radio zum Fenster hinaus uf die Straße, so daß es auf dem )ach eines Volkswagens in tausend itücke zerbarst.
War schon die Art und Weise, wie lie Abstimmung über die neuen Abge-»rdneten, Senatoren und Gouverneure 'ollzogen wurde, Anzeichen des laten-en Aufruhrs — in vielen Staaten wur-len bis zu 40 Prozent der Stimmzettel ingültig gemacht —, so spiegelte auch lieses Plebiszit die nämliche Verzweifung in allen Schichten. Aber Goulart »raucht dieses Feuerwerk, schreibt der .Correio“, um seinen schwindenden Credit bei den Massen zu stärken.
Goulart hat gesiegt, ohne Zweifel. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. iie sind, und das ist die allgemeine \nsicht, bedeutungslos. Früher wäre >.s mit ein paar Flüchen auf die verlammten Yankees abgegangen. Aber lie einzige Solidarität, welche die Lateinamerikaner bis jetzt aufgebracht laben, der Anti-Amerikanismus, hat ieit der Kubakrise einen Riß. Man nöchte die „Handschellen des Dol-ars“ nicht mit der Knute vertauschen, so denkt mancher „Yankeefresser“.
