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Rabbi Jesus im „Spiegel"

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Wie würde die „Bildzeitung" über die Enthauptung des Johannes schreiben? Wie müßte die Meldung der APA über den Einzug Christi in Jerusalem lauten?

Historische Ereignisse im Zeitungsstil der Gegenwart aufzubereiten, um sie auch dem historisch weniger gebildeten Publikum nahezubringen, ist nicht neu. Hans Ja-blonka, Wiener Journalist, der seit 20 Jahren in Kärnten arbeitet, ist sowohl in den Texten des Neuen Testaments wie in der Sprache der Medien genug sattelfest, um das Experiment auf die biblische Geschichte auszudehnen.

Das Ergebnis ist amüsant, verblüffend, erschütternd. Daß dabei Johannes zum Regimekritiker wird, die Zeloten zu Untergrundkämpfern, die den Heiligen Krieg gegen Rom vorbereiten, stellt die Parallelen her - der (bekannte) Inhalt der Meldung oder Reportage deckt gleichzeitig die fundamentalen Unterschiede zu heutigen Ereignissen auf.

„Dr. Lukas" berichtet von dem Thanatologenkongreß in Wien über Christi Auferstehung und erntet Empörung. Das US-Magazin „Time" berichtet, wie sich die Sekte der Christen nach dem Tod ihres Gründers wie ein Flächenbrand bis nach Rom ausbreitet: „Die Christen bringen ein Element der geistigen Erneuerung in die erstarrten Strukturen des Imperiums. Und das könnte in letzter Konsequenz eines Tages zur Auflösung dieser Strukturen führen," schreibt „Time".

Im Nachhinein ist leicht prophezeien? Vielleicht könnte die „Ubersetzung" einen Anstoß geben, die in dieser „Story" enthaltene ewige Kraft neu zu aktivieren.

RABBI J. EIN MANN IN KREUZFEUER DER PRESSE. Von Hans Jablonka. Styria-Verlag Graz 1980,96 Seiten, öS 128,-.

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