7063418-1991_45_19.jpg
Digital In Arbeit

Rabe Ferdinand

Werbung
Werbung
Werbung

Schauspieldirektor Marc Günther erklärt den Grazem Schillers „Kabale und Liebe" so unkonventionell wie möglich, um den Bürger zu schrek-ken: Ferdinand hockt auf einem Baum und ruft „Krah, kräh"; in seinem Liebesdrang möchte er es sogar mit der Milford treiben.

Die wiederum wird zur Lady Macbeth und rast einen Monolog lang auf Englisch; auch das Italienische des Macchiavelli muß herhalten, um den deutschen Text zu färbein; nicht einmal die Limonade darf matt sein - sie wird zum Grablicht im Glas. Fecht-und Erotikszenen, Pantomimen und viel Musik sollen Langeweile verhindern.

In Wirklichkeit sind das nur allzudeutliche Anleihen beim bundesdeutschen Schiller-Unfug der siebziger Jahre: die Unart der „Umdeutungen" grassiert jetzt eben hierzulande. Dabei ist das Mikroklima der Szenen, die Günther aus dem Bühnendunkel herausstanzt, lebendig, dicht, ja vehement, und der Einblick in bürgerliche Häuslichkeit ist von realistischer Modernität. Was sollen da „erhellende" Hinzuerfindungen eines ehrgeizigen Regisseurs?

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung