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Raimund zerstört

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Daß Direktor Marc Günther keine rechte Beziehung zu Ferdinand Raimund hat, dokumentiert auf penetrante Weise seine Inszenierung des „Verschwenders” im Grazer Schauspielhaus. Kreischende Party-Hähne und andere Lemuren einer George Grosz-Society mimen oratorienhaft Flott-wells Freundeskreis, eine fisch-schwänzige Cheristane hält sich grantelnd an die Whiskyflasche, die Jagdgesellschaft schlurft als Trauerzug einher. Lächerlich gewaltsame Hinzuerfindungen werden bemüht: so etwa die Spitzentanzeinlage eines Stubenmädchens, oder der Auftritt einer Schar von Doppelgängern des Helden, dann der in historischer Korrektheit ausgeführte Selbstmord des Dichters, und als Pausenfüller ertönt aus dem Lautsprecher das Gleichnis von den Talenten. Herz, Gemüt, Tiefe bleiben völlig auf der Strecke.

Expressionistische Revue, fauler Kabarettzauber, unterspielte Couplets, schreiendes Pathos und das zynische Ende mit Jodelchören aus der „Pief-ke-Saga” - dieses ganze Schwanken zwischen versuchter Aktualisierung und der Lust zur Parodie produziert insgesamt nur eine manieristische Müllhalde des schlechten Geschmacks. Als Auseinandersetzung mit Raimund ist das unbrauchbar.

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