7019792-1988_40_20.jpg
Digital In Arbeit

Rankes Werk

Werbung
Werbung
Werbung

Sein hundertster Todestag wurde zum Anlaß einer kritischen Würdigung gegenwärtiger Historiker: Leopold von Ranke (1795 bis 1886), der neben Jakob Burckhardt und Theodor Mommsen wohl größte deutsche Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts, dessen Bilder der Reformation von mythischer

Leuchtkraft waren, erregte mit seiner Forderung, zu „zeigen, wie es eigentlich gewesen“, den Widerstand der hegelianischen und nationalliberalen Historiographie.

Rankes Auffassung von einer göttlichen Wurzel allen Geschehens wurde von den Symposiumsteilnehmern überwiegend weder geteilt noch grundhaft dargestellt (sieht man von Fulvio Tessitores Ansatz ab). Thomas Nipperdey, der liberale Historiker, trennt Rankes Methode von der für ihn überholten geistigen Basis; der Marxist Barg führt das Prinzip der „Parteilichkeit“ ins Treffen; Peter Burke beklagt das durch die Nachfolgerschaft Rankes bestimmte Primat der politischen Geschichte.

Breite Aufmerksamkeit fand die Konzeption von Weltgeschichte und Epochenabfolge; bemerkenswert die Argumentation Ernst Schulins, daß in Rankes Auffassung nicht den Staaten, sondern den Nationen archetypische Funktion zukomme; interessant die Gegenüberstellung mit der darwinistischen Doktrin, die Helen Lieben-Weckowicz vornimmt.

LEOPOLD VON RANKE UND DIE MODERNE GESCHICHTSWISSENSCHAFT. Herausgegeben von Wolfgang J. Mommsen für die Kommission für Geschichte der Geschichtsschreibung des Comite International des Sciences Historiques. Klett Cotta, Stuttgart 1988. 270 Seiten, geb., öS 764,-.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung