(Kunstkanzlei, Wien 1., Riemergasse 14/4/29; bis 15. September) Nicht nur weil Bauaufträge rar sind, sondern auch weil die Architekturzeichnung eine autonome Disziplin ist, also l'art pour l'art vertritt, bemächtigen sich ihrer gute Architekten. Die Architekturzeichnung kann prima idea zu einem Projekt sein und ist dann spontan und frei von angewandter Kunst, oder sie kann sogar eine Utopie darstellen, wie die französische Revolutionsarchitektur um 1800 die schönsten Beispiele zeitigte. Nicht die dem Funktionalismus verschworene technische Zeichnung ist das Thema dieser Ausstellung.
Die in Wien arbeitenden Architekten Alessandro Alvera, Luigi Blau, Otto Häuselmayer, Franz Eberhard Kneissl, Boris Podrec-ca und Heinz Tesar präsentieren sich als Zeichner unterschiedlichster Begabung. Häuselmayer zeigt seine Industrie- und Stadtrandgroßprojekte in Vogelperspektive perfekt und in traditioneller Manier — ohne große Verve; Luigi Blaus schöne und kluge Zeichnungen belegen, wie deren Realisierung durch falsch gewähltes Material die Idee zerstören kann (siehe Wiener Festwochen-Dekoration 86).
Genialität aber vermitteln einzig Boris Podreccas leichte und schwungvolle Zeichnungen von italianisierenden Palazzi und antikisierenden Gefäßen.
