Kein Zweifel: Der starke Mann des Kabinetts Reagan wird Außenminister Haig sein. Sein souveräner Stil im Senatsprüfungsverfahren hat auch politische Gegner vom Rang der „New York Times“ überzeugt, die anfänglich gegen ihn schrieb und nun bekannte:
„Wir sind bereit zu dem Eingeständnis, daß Alexander M. Haig jun. mehr Diplomat als Militarist ist.“ Ein bloßer Soldat wäre unter dem Druck dieses Verfahrens konfus zusammengebrochen - Haig habe sich Medaillen verdient. Die Außenpolitik der USA werde sich unter ihm mehr im Stil als in der Substanz ändern.
Aus Philadelphia, der Heimatstadt Haigs, kommen auch noch der Gesundheits- und der Verkehrsminister - was beweist, daß der Präsident vielleicht doch mehr nach Eignung, nicht nach Regionalproporz vorging.
Auch nicht nach einem Minderheitenproporz: nur ein Schwarzer, eine Frau (Carter hatte davon je zwei bestellt), kein Jude.
Enttäuscht sind die Konservativendeskalifornischen Westens, Reagans politischem Stammland, daß sich ihr Idol die Schwerkaliber für seine Regierung aus dem als demokratisch-liberal verschrieenen östlichen Establishment holte (auch wenn sie alle gemäßigte Republikaner sind).
Nicht weniger als neun Minister kommen von einer der altehrwürdigen „Efeuliga“-Universitäten, gleich fünf von Harvard, dem Regierungsreservoir der Kennedys.
Vier der Kabinettsmitglieder sind Katholiken, die übrigen Protestanten. Der Altersdurchschnitt liegt bei 54 Jahren. Jüngstes Regierungsmitglied ist der 34jährige David Stock- man, ein brillanter Wirtschaftsfachmann, als Budgetdirektor.
Ähnlich amüsiert wie in Österreich Nichtraucher Salcher als Chef der Tabakregie wird in Amerika Nixons einstiger Budgetdirektor Caspar Weinberger (wegen radikaler Kürzungen „Cap das Messer“ genannt) als Verteidigungschef erwartet.