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Religions dialog

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„Eintracht bedeutet nicht Sieg. Es ist kein religiöser Dialog möglich, wenn die einen auf gut be- huften Pferden reiten und die anderen barfuß gehen. Der Sieg bringt nie den Frieden mit sich!“ - Wie wahr, denkt der Leser der Gegenwart. Geschrieben hat das Ramon Lull, seliggesprochener Philosoph, Theologe, Naturwissenschaftler aus Mallorca, der im 13. Jahrhundert lebte, das Katalanische zur Hochsprache des Spanischen erheben konnte und sich .für den Frieden zwischen den Religionen einsetzte.

Davon zeugt unter anderem eine kleine Schrift, die nun, in neuer Übersetzung und mit sachkundigem Kommentar versehen, wieder zugänglich ist: „Das Buch vom Heiden und den drei Weisen“ . Die Einführung besorgt der versierte Religionsphilosoph Raimundo Panikkar. Zum Inhalt von Lulls Werk: Die drei monotheistischen Religionen, die im Mittelalter Spaniens bekannt sind, lassen sich von einem Heiden auf ihre Begründungen befragen. Der Heide bekehrt sich am Ende, aber es bleibt offen, zu welcher der drei Religionen er sich zugehörig fühlen will.

Der Weg zur religiösen Eintracht unter den Menschen dürfe jedenfalls nicht über Kreuzzüge und Inquisitionen führen — das ist die Aussage, gesehen vor dem historischen Hintergrund. Darüber hinaus stellt Lull das Festhalten an der Verschiedenheit der Religionen grundsätzlich in Frage.

Das Werk besticht heute nicht sosehr durch seinen Inhalt, sondern durch die Einstellung der Achtung und Liebe gegenüber dem Andersdenkenden.

BUCH VOM HEIDEN UND DEN DREI WEISEN. Von Ramon Lull. Mit Oeiträgen von Raimundo Panikkar, Anthony Bonner, Charles Lohr und Hermann Herder. Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien 1986.93 Seiten, geb« öS 154,40

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