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Religionskritik

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„Dies ist das Buch eines Atheisten, geschrieben für Leser, die zum überwiegenden Teil vermutlich ebenfalls Atheisten sind” — das vermutet jedenfalls Alfred Lorenzer, Psychoanalytiker und Soziologe in Frankfurt, der in „Das Konzil der Buchhalter” seine Auffassung von Religion darstellt.

Diese — auf einen Nenner gebracht — gibt sich als „Zerstörung der Sinnlichkeit”, besonders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, bei dem der römische Katholizismus endgültig zu einer Religion „ohne innere und äußere Bilder” wurde. Der Hauptvorwurf Lorenzers: Religiosität sei zur Technik geworden, ein Formalismus ohne Formen — er meint damit lebendige Riten.

Auch wenn dem Autor in seiner Polemik keineswegs Zustimmung zuteil werden soll, dürfte seine Kritik doch zu denken geben: Von welchen Bildern lassen wir uns wirklich leiten in unserem religiösen Selbstverständnis?

Eine Reihe von Fragen an unser heutiges Verständnis und unsere Praxis von Religion lassen sich aus diesem Ansatz ableiten.

Freilich darf Lorenzers Standpunkt zur Religion auch nicht verschwiegen werden. Er meint, sie sei eine Illusion ohne Zukunft (Lorenzer schließt sich hierin Marx und Freud an).

Trotz des äußerst engen Horizonts, was die Religionsauffassung des Autors betrifft, vermag das flüssig und amüsant geschriebene Buch gerade auch für kritische Christen viele Anregungen bieten.

DAS KONZIL DER BUCHHALTER. Die Zerstörung der Sinnlichkeit. Eine Religionskritik. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1984. 318 Seiten, TB., öS 115,40.

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