Wagners „Walkürenritt" untermalt nicht nur den Hubschrauber-Angriff auf ein vietnamesisches Dorf (.Apocalypse now"), sondern auch die Werbung im amerikanischen Femsehen. Walküren reiten für Waschmaschinen. Der Bayreuther Zauberer ist für vieles nutzbar: für Philosemi-tismus und für Antisemitismus, für die heroischen Töne eines pomphaften Nationalismus und für radikalen Pazifismus, sogar für und wider die deutsche Einheit.
All das war im Verlauf einer Tagung des zur Universität Bayreuth gehörenden Forschungsinstituts für Musiktheater auf Schloß Thumau zu erfahren, gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Tutzing veranstaltet und ursprünglich betitelt: ..Wagner und die Folgen".
Diese Uberschrift traf die Thematik genau; unerklärlich blieb das Herabspielen auf folgenlose .JFestvorträge" (mit Diskussionen), die von einem Historiker (Michael Stürmer, Erlangen), zwei Germanisten (Dieter Borch-meyer,München,und Ulrich Müller, Salzburg), zwei Literaturhistorikern (Erwin Koppen, Bonn, und Thomas Koebner, Marburg), einem Regisseur (Joachim Herz, Dresden), einem Filmemacher (Hans Jürgen Syberberg, München), einem Komponisten (Josef Tal, Jerusalem) und einem Musikwissenschaftler (Hans Keller, aus Wien gebürtig, Emigrant in London) gehalten wurden. Das beachtlich hohe Niveau der Tagung konnte den Gesamteindruck nicht verwischen: ein verspätetes Spruchkammerverfahren zur Reinwaschung des jüngst kulturkritisch heftig attackierten Waaner.
