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Rote Zaren?

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Wenn gemeldet wird, daß Kinder von hohen Sowjetführern Karriere machen, argwöhnt man - gewitzt durch eigene Erfahrung - sofort, nicht die Leistung,-sondern Beziehungen seien dafür entscheidend gewesen. Natürlich ist zweifelhaft, ob ein anderer als Juri Breschnjew, Sohn des Parteivorsitzenden und stellvertretender Außenhandelsmi- nister, sich in der „Prawda“ so massive Kritik an den Zuständen in sowjetischen Häfen, an Grenzstellen und im Bahnsystem hätte erlauben dürfen. Ob wirklich Anatolij Gro- myko, Sohn des Außenministers, der geeignetste Direktor für das Afrika-Institut der Akademie der Wis- senschaften ist. Ob Kossygin- Schwager Dschermen Gwishiani zu Recht seit zwölf Jahren als Vizevorsitzender des Staatskomitees für Wissenschaft und Technik fungiert. Abgesehen davon, daß hier in der „klassenlösen Gesellschaft“ sich wieder eine herrschende Klasse relativ offen zu etablieren scheint, muß doch die Frage gestellt werden, warum nicht auch der Sohn eines hohen KP-Funktionärs bei entsprechender Leistung Karriere machen sollte. Mit der Zulassung zum Studium haben es Parteimitglieder freilich leichter als die Kinder von nichtkommunistischen Akademikern. Hier zeigt sich, daß es bei aller Gleichheit im Paradies der Werktätigen immer noch einige gibt, die gleicher als gleich sind.

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