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Rudel-Hudeln

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Früher einmal soll es einen Hunderter gradaus gekostet haben, wenn der Fußgänger bei Rot eine geregelte Kreuzung querte. Heute kostet dieses Vergnügen eines solchen Regelverstoßes sicher mehr.

Und dennoch: Wer je — zwei Beispiele seien aus persönlicher Erfahrung herausgegriffen — die Kettenbrük-kengasse bei der Rechten Wienzeile oder die Walfischgasse am Beginn der Kärntnerstraße meisterte, weiß ein Lied davon zu singen.

Der eine besonders Eilige rennt los, auch wenn die Fußgängerampel noch Rot signalisiert, ein zweiter folgt ihm — und im Handumdrehen, ohne sich auch nur nach dem Autoverkehr umzudrehen, stürzt die Meute hinterher — auch Mütter mit Kleinkindern an der Hand und ältere Menschen, die selbst nicht mehr gut bei Fuß sind, stürzen sich'ins Abenteuer einer gesperrten Straßenkreuzung.

Die heranbrausenden Automobilisten drücken auf die Hupe, steigen im letzten Moment auf die Bremse — und geschimpft wird dann auf beiden Seiten, was das Zeug hält.

Wer sagt da, das Zeitalter eines neuen Individualismus bricht herein? Mitnichten. Hudeln im Rudel ist „in“. Selbst wenn es das eigene Leben kosten kann.

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