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Rumäniensaga

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Der 1952 geborene Rumänien-Deutsche Richard Wagner, von dem ein Gedichtband und Prosa im Westen erschienen sind, lebt seit dem Frühjahr 1987 in West-Berlin. Die Erzählung „Ausreiseantrag“ berichtet, wie es dazu kam.

„Stirner begriff sich als Schriftsteller.“ Er ist gleich alt wie der Autor, die Ehefrau Sabine um ein Jahr jünger. „Er sah Nelken, die Nelken täuschend ähnlich sahen... Er saß in Cafes, die Cafes täuschend ähnlich sahen.“ Und so weiter. „Schreiben, was war das noch? Stirner gehörte zu den geduldeten Autoren; nicht verboten, geduldet.“ Denn: „Wir drucken auch so was.“ Und: „Parteimitglied war Stirner an, der Hochschule geworden... Er war damals kein Regimegegner gewesen. Dazu habe ihn erst das Regime gemacht.“ Aber: „Als Schriftsteller war Stirner ein Ausländer.“ Die „liberalen“ sechziger Jahre sind längst vorbei, der „Präsident“ mag nur Schmeichler; schließlich fing Stirner an zu tippen: An das Paßamt. „Wir stellen hiermit den Antrag zur endgültigen Ausreise. Unsere Gründe sind.“ Ende.

Eine sprachlich fundierte Reportage; es war nicht dramatische Unterdrückung, es war der leise, unnachgiebige Druck, den Stirner nicht mehr ausgehalten hat.

AUSREISEANTRAG. Von Richard Wagner. Luchterhand Literaturverlag, Darm-stadt 1988.136 Seiten, öS 209,-.

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