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Rundum strahlend

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Ein Druck auf den Knopf, und schon ist man im Bilde. Ein Banküberfall, ein Mord, eine Naturkatastrophe oder sonst eine Grauslichkeit — überall ist man dabei.

Es bedarf nicht vieler Erklärungen, die Mattscheibe sagt mehr als tausend Worte.

Das galt bis vor kurzem. Konkret, bis Tschernobyl das Patschenkino entzauberte. Kein Foto, kein Filmbericht konnte die Katastrophe einfangen. Wäre nicht der massiv ramponierte Atommeiler, auch der Ursprung der Katastrophe würde Normalität ausstrahlen.

Strahlende Normalität, das sagten auch alle Bilder von verseuchten Wiesen, unbenutzbaren Sandkisten und verstrahltem Gemüse aus.

Da konnten die Warnungen Warnungen bleiben, wenn nichts Bedrohliches zu sehen war und überdies immer gleichzeitig die Entwarnung mitgeliefert wurde: ,JSs ist aber nicht so schlimm.“

Voll dieser Uberzeugung mußten auch echte TV-Sportfans sein. Fußballer tummelten sich über Wiesen, warfen sich beherzt in die Angriffe des Gegners, Torleute holten Bälle kunstvoll aus dem Kreuzeck und wälzten sich nach glanzvoller Parade am Boden. Die Radrennfahrer rückten zur Niederösterreich-Radrundfahrt aus, sprinteten über staubigen Asphalt und strahlten auf dem Siegespodest, als ob nichts gewesen wäre.

Wer sollte sich da noch auskennen? Lediglich^ die Sportreporter des ORF hatten letzten Sonntag die Antwort parat. Mit einem Geigerzähler bewiesen sie, daß die Radrennfahrer doppelt so hoch strahlenbelastet waren wie die Zuseher. Insbesondere Schuhe und Fahrradreifen waren stark verseucht. Erst das Meßgerät brachte es an den Tag: Diesmal strahlte nicht nur der Sieger, sondern das gesamte Teilnehmerfeld.

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