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Saisonstart im „Ländle”

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(Theater für Vorarlberg, Bregenz.) Die Saisoneröffnung erfolgte mit Shakespeares erotisch-panischer Komödie „Ein Sommernachtstraum”. Dem ma- nieristischen Grundzug des Stük- kes folgt die Inszenierung mit Kaspar Wolfensbergers phantastischer Bühne - dominiert von durchsichtigen Schleiern die sich durch ausgeklügelte Farb- und Lichtregie dem Wesen des nächtlichen Spuks entsprechend wandelt.

Bruno Felix’ Spielführung betont vor allem das Volkstheater. Wenn es der Haupthandlung von den Torheiten junger Liebender etwas an Anmut mangelt, so tritt die Elfenpoesie und -dämonie, vor allem aber die groteske Farce des Handwerkerspiels um so deutlicher und ergötzlicher hervor.

Ferdinand Kaup überzeugt als junger Theseus (weniger als Oberon), Rosmarie Heisler glei chermaßen als Hippolyta und Titania. Vitales Zentrum aber bilden Hans Jürgens tückisch irr- lichtemder, allgegenwärtiger Puck und Kurt Sterniks gravitä- tisch-tumber Zettel in einem köstlichen Rüpelsextett. Anhaltender Beifall.

Als erste Probebühnenproduktion der Saison wurde James Saunders’ jüngstes Stück, „Leib und Seele” („Bodies”, 1978 übersetzt von Hilde Spiel), gegeben. Die Konfrontation zweier Paare, wovon das ältere nach wie vor mit seinen Problemen ringt, das jüngere aber sich nach einer Therapie von allen Neurosen als geheilt betrachtet, führt Saunders zu einer radikalen Auseinandersetzung divergierender Weltauffassungen.

In der Verschränkung von monologischen Selbstdarstellungen und Partnerdialogen exponiert Achim Plato auf diagonalem Steg inmitten des Publikums die Darsteller schonungslos, während sich der geistige Schlagabtausch der beiden Paare - verzweifelter Sarkasmus gegen Selbstsicherheit - im zweiten Akt zu äußerster Dichte steigert, getragen von vier großartigen Schauspielerleistungen.

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