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Schaffnerlos

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Früher gab's die süße kleine Schaffnerin. Die sagte einem, wo die Straßenbahnwagen hinfuhren. Gelegentlich war die süße Schaffnerin auch ein kerniger Schaffner, und verstehen konnte man die periodischen Mitteilungen über die Fahrtstrecke und die Stationen, denen man sich näherte, nur, wenn man das Bezirksidiom von Grund auf erlernt hatte.

Straßenbahnfahrer hatten, so geht die Kunde, in fremden Bezirken gelegentlich Verständigungsschwierigkeiten. Aber man konnte ja nachfragen, und manchmal half dies auch.

Das alles kann man heute nicht mehr. Straßenbahnen, Stadtbahnen und U-Bahnen fahren heute schaffnerlos, und wohin die Wagen fahren und wo sie demnächst halten möchten, sagt einem der Lautsprecher. Natürlich nicht live, sondern vom Tonband. Das läuft und läuft und läuft.

Und weil es noch nie jemand so besungen hat, wie die süße kleine Schaffnerin, so wird es gelegentlich unwirsch. Da ertönt, metallen und glasklar, die Ansage ,JSchwedenplatz“ just, wenn sich die Wagen Richtung Schottenring in Bewegung setzen, da folgen nicht selten zwei Ansagen hintereinander, ohne daß der Zug gehalten hätte.

Ja, und ewig scheinen auch die magnetischen Stimmen nicht zu halten. Wo die ,J3rauschgasse“ ist, wissen wohl nur gebürtige Hietzin-

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