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Schapla, Uschu, Kupo: Gentai

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Was ist Schiri? Schiri klingt orientalisch: Sie hüllte ihr Gesicht in einen Schiri? Oder: Er trank eine Tasse des duftenden Schiri.

Besteht ein Zusammenhang mit der morgenländischen Königin Sirikit? Oder ist's schlicht und simpel eine sehr mangelhaft

ausgesprochene Jury? Oder der Lockruf eines Vogels?

Ich stieß auf Schiri im regionalen Wochenblatt meines Wohnbezirks. Den Sportteil lese ich sehr selten; doch fiel mein Auge auf eine fettgedruckte Zeile (siehe Faksimile).

Sonst nicht eben begriffsstutzig, brauchte ich einige Zeit, um zu verstehen. Es handelt sich um Volleyball. Davon versteh ich sehr wenig. Die Uberschrift betraf Schiri-Fehlpfiffe. Also doch ein Vogelruf?

Ich las den Text. Schiri ist der abgekürzte Schiedsrichter. Und

da ward es mir weihevoll zumute, denn ich fühlte das Heraufdämmern einer sprachlichen Wende.

Abkürzungen sind freilich nichts Neues. A ber sie waren bisher von anderer Machart. Sie kombinierten Anfangsbuchstaben, vom klassischen AEG herkommend, AKW, DDR, ORF,

ZDF, UdSSR, USA und so weiter. Auch nicht schön, aber längst unvermeidlich.

Das neue Modell verbindet hingegen die Anfänge zusammengesetzter Wörter. Wir werden wohl bald den Uschu aus dem Umweltschutz gemacht haben, die Schapla aus der Schallplatte, die Erbe aus der Erstbesteigung, die Komo aus der konstitutionellen Monarchie, die Kupo aus der Kulturpolitik.

Und wenn wir einander künftig eine gesegnete Mahlzeit wünschen, werden wir sagen „Gemal“

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