6987831-1986_33_10.jpg
Digital In Arbeit

Scheinheilig

Werbung
Werbung
Werbung

Was ist scheinheilig“? Laut „profil“'-Herausgeber Peter M. Lingens waren es die Proteste, die sich regten, als das „profil“ eine geschmacklose Karikatur gegen Wiens neuen Erzbischof Hans Croir veröffentlichte. Begründung für Lingens' Verdikt: Die Katholiken hätten sich eigentlich aufregen müssen, als „profil“ ein blas-phemisches Zitat aus dem ,JPenthouse“ brachte.

In nüchterner Betrachtung drängt sich freilich die Assoziation auf, daß in der „pro-fiV-Empörung über die angeblich scheinheilige Erregung“ der Katholiken in Sachen Karikatur selbst eine gehörige Portion Scheinheiligkeit steckt. Denn offenbar findet die so oft proklamierte „Liberalität“ dann ihre Grenze, wenn an den publizistischen Bannerträgern dieses .Jreien Sinns“ Kritik geübt wird.

Denn anders ist der Rundumschlag nicht zu erklären, den Lingens mit der Empörung über die angeblich ,ficheinheilige Erregung“ der Katholiken verknüpfte. Eine solche geballte Ladung des Vor-Urteils mußte für alle, die den „profiV'-Herausge-ber als tiefgründigen Publizisten schätzen, eine schmerzliche Enttäuschung darstellen.

Wiens neuer Erzbischof wird dem „profil“ in bene-diktinischer Gelassenheit nichts nachtragen. Aber es bleibt die Frage, warum hierzulande über Dinge des Glaubens und der Kirche nur .Jalsche Diskussionen“ möglich sind.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung