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Schön und brav mußten sie sein

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Die Frau erhält ihre wahre Bedeutung erst durch den Mann. Daß sich an dieser Auffassung im Laufe eines Jahrhunderts nur wenig geändert hat, ist der traurige Schluß, den die deutsche Soziologin Ingeborg Weber-Kellermann in ihrer anschaulichen Dokumentation über Frauenleben im 19. Jahrhundert gezogen hat.

Wenn auch alle Frauen damals wußten, daß sie nur in Verbindung mit einem angetrauten Manne als vollgültig zählten, gab es doch große Unterschiede zwischen den Angehörigen der einzelnen Schichten.

Da war wenig Solidarität zwischen Aristokratin und Bürgersfrau, Handwerksmeisterin und Dienstmädchen oder Bäuerin und Magd. Und gar die Arbeiterinnen im aufkommenden Industrieproletariat: Ihnen blieb nur der Zusammenschluß innerhalb ihrer Klasse. Doch die Frau des 19. Jahrhunderts rebellierte nicht, und wenn, dann meist vergeblich.

Die Autorin beschreibt das Familienleben, Bildung, Mode und Arbeit der Frauen aus den verschiedenen sozialen Schichten. Viele Auszüge aus Briefen, Tagebuchnotizen und Romanen aus dieser Zeit sowie zahlreiche Illustrationen, vom schönen Frauenporträt des Künstlers Tischbein bis hin zur bissigen Zille-Zeichnung, vermitteln ein eindrucksvolles Bild des Zeitgeistes.

FRAUENLEBEN IM 19. JAHRHUNDERT. Von Ingeborg Weber-Kellermann. C. H. Beck-Verlag, München 1983. 245 Seiten, 282 Abb.. geb., öS 668,80.

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