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Schönherr daheim

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(Tiroler Volksschauspiele Telfs; „Frau Suitner" von Karl Schön- nen:) Zu den Faszinosa der Telf ser Sommerspiele gehört die Mischung aus Uraufführungen häufig unbe- quemer, aber interessanter Werke und Wiederbelebung klassischer, aber kritischer Dramen: Wenn- gleich diesmal die beiden neuen Stücke, jedes auf seine spezifische Weise, auch zu Einwänden führten, so hält die Aufführung von Schön- herrs an Telfs inspirierter Tragödie der kinderlosen, alternden Krä- mersfrau jeden Vergleich stand.

Der Regisseur Klaus Rohrmoser arbeitet die sozialen Komponenten und die unterschwellige Ideologie des aufstrebenden Kleinbürgertums sorgfältig heraus. Damit stellt er das Stück auf eine breitere Basis, so

Entwürfe, zumeist auf Papier, die womöglich nie ausgeführt wurden, Allegorien, über die die Fachleute streiten, biblischer Herkunft die Sujets oder der antikisch verbräm- ten Geschichte entlehnt und natür- lich aus Heiligenviten stammend.

Bartolomeo und Martino Alto- monte sind mit eher konventionel- len Entwürfen vertreten, etwa der „Glorie der hl. Theresia" oder der „Vision des hl. Antonius von Pa- dua". Dazu eine kräftige „Bauern- szene" von Paul Troger. Winterhal- ter erinnert in mancher Skizze an den späten Lorenzo Lotto. Nicht weniger wichtige Skizzen aus der Sammlung Kühnls (alle erstmals außerhalb der UdSSR zu sehen), stammen von Johann Lukas Krac- ker, Felix Ivo Leicher und Miche- langelo Unterberger. daß es vier fast gleichwertige und hervorragend besetzte Rollen gab. Hans Weigels Aussage bewahrhei- tet sich, daß Schönherrs Stückeden Vergleich nut Ibsen und Strindberg in keiner Weise zu scheuen haben. Dieser wirklich großartige künst- lerische Erfolg zeigt, daß die Volks- schauspiele Telfs spektakuläre Aktionen wie Mitterers „Munde" überhaupt nicht nötig haben.

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