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Schrebergarten

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Was ist die „Charta 77“ ? Mit dieser Frage konfrontierte letzten Sonntag das Jugendmagazin „Okay“ Jugendliche.

Ein Vertrag zwischen den Supermächten?Irgend etwas in der Sowjetunion? So einige fragende Antworten, dazwischen gar keine Antworten.

Das Jugendmagazin klärte dann auf: Eine Menschenrechtsbewegung in der Tschechoslowakei.

Sicherlich, man kann nicht alles wissen und auch von Jugendlichen nicht erwarten, daß sie über alles Bescheid wissen. A ber entschuldigt das, über die „Charta 77“ rein gar nichts zu wissen?

Da besteht einmal die räumliche Nähe zur Tschechoslowakei, da wird der Jugend nachgesagt, daß Friede für sie einen hohen Stellenwert hat, ebenso wie Gerechtigkeit. Friedensdemonstrationen, die Ablehnung des Apartheid-Regimes in Südafrika und Solidarität mit den Entwicklungsländern werden in hohem Maße als Jugendanliegen gehandelt.

Friede ist mehr als nur die Abwesenheit von Krieg, lautete eine gängige Formulierung, die den Anspruch an die „hohe“ Politik stellt, doch mehr Solidarität mit den Unterdrückten zu beweisen.

Wie paßt das zusammen mit den weißen Flecken im Bewußtsein, wenn eine Menschenrechtsbewegung im Nachbarstaat ums Überleben und für international anerkannte Bürgerrechte kämpft? Es liegt der Verdacht nahe, daß diese Themen bei Österreichs Jugendlichen auch nur ein Minderheitenprogramm sind und die Schrebergartenmentalität fröhliche Urständ’ feiert.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, ist trauriger Ausblick für eine Gesellschaft, in der zentrale Werte eher etwas mit Mode als mit Bewußtsein zu tun haben.

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