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Schrecklich modern

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Das Wort „Beziehungskiste“ ist mindestens ebenso modern und schrecklich wie die Bücher darüber. Sollte es eine Liste der verbotenen Wörter geben, wäre dafür zu plädieren, dieses Wort unbedingt aufzunehmen.

Da es glücklicherweise hierzulande keine Liste verbotener Bücher gibt, bleibt es der freien Entscheidung des Lesers überlassen, solche Bücher nicht zu lesen.

Andererseits ist das Wort „Beziehungskiste“ nicht ganz so schlecht. Man weiß sofort: da geht es nicht um eine Liebesge-

schichte, sondern um die selbstquälerische Auseinandersetzung mit einer solchen. Meist handelt es sich um Literatur, der jede übergeordnete Sicht, eine Art von Meta-Realität fehlt. Man bleibt auf der Ebene der ungebrochenen, oft banalen Wirklichkeit. Nichts ist langweiliger, als die Beschreibung der Krise zwischen* zwei Menschen mit den Mitteln der Alltagssprache.

Mit Obgeschildertem ist auch bereits alles über den Roman „Scheidung“ von Manuel Thomas gesagt. Schrecklicher als das Buch kann wohl nur mehr die Scheidung selbst sein.

SCHEIDUNG. Von Manuel Thomas. Benziger Verlag, Zürich, Köln 1986. 202 Seiten, geb., öS 187,20.

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