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Schrekers letztes Werk

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(Deutsche Staatsoper Berlin [DDR]: „Der Schmied von Gent“ von Franz Schreker) Der Gegensatz schien unüberbrückbar: auf der Staatsopernszene in Berlin/DDR herrschte tümliches Treiben, in einer Art „Madurodam“, der Miniaturstadt, auf der Drehbühne abgebildet - und die Musikgeschichte weiß von einem antisemitischen Skandal zu berichten, der Franz Schrekers letzte Oper, den genialischen „Schmied von Gent“, nach fünf Aufführungen 1932 um ein Haar dem totalen Vergessen überantwortet hätte.

In Blutherzo§Alba und dem Ketzerverfolger Jakob Hessels, aus der Hölle entsandt, um dem Schmied Smetse Smee sein Seelenheil zu rauben, erkannten die präfaschistischen Randalierer gewiß nicht ohne Grund aktuelle Gestalten der geschichtlichen Szene, Göring und Goebbels.

Für Schreker war der ihm unverständliche Mißerfolg Beginn eines seelischen Absterbens, das eineinhalb Jahre später mit seinem leiblichen Tod Bestätigung finden söllte; er hatte sich mit Charles de Costers Schmied aus den „Flämischen Legenden“ bis zur Wunschprojektion siegreichen Triumphierens über seine Widersacher identifiziert.

Gleichwohl kommt dem Hause Unter den Linden das kaum genug zu rühmende Verdienst zu, Schrekers Werk mit musikalisch und auch regielich redlicher Arbeit neu ins Bewußtsein gehoben zu haben.

Was dabei zutage trat, war alles

andere als ein Museumsstück; kein großes wegweisendes Festspiel, aber pralles, sinnliches Operntheater, ausgezeichnet durch einen theatralisch unterhaltsamen Text mit „Hintergrund“ und eine musikalische Feinarbeit, die dank ihrer Erfindungskraft und Handwerklich- keit auch noch bestehen kann, wenn sie nicht in allen Brechungen und Verästelungen begriffen wird.

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