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Schuberts Rasanz

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Vergebens hatte Schubert 1827 seine Oper „Alfonso und Estrella" in Graz auf die Bühne zu bringen versucht. Jetzt, anderthalb Jahrhunderte danach, eröffnete die Grazer Oper mit der szenischen Uraufführung der Originalversion des Werkes. Kein spektakulärer Opernabend ist es geworden, ehereine Art Raritätenschau, aber die Begeisterung und das Engagement des neuen Opernchefs Mario Venzago haben etwas Mitreißendes. Die krause Geschichte aus dem frühmittelalterlichen Spanien mit ihren Prospero-und Romeo-Anklängen konnte die Dramaturgie zwar nicht entwirren, aber doch zu einem lieblich-kuriosen Bilderbuch zusammenfügen, das allerdings durch den inszenatorischen Übereifer des Berghaus-Adepten Martin Schüler öfters hart an die Grenze unfreiwilliger Komik gerät.

Unerwartete Dramatik zaubert Venzago aus der ungeglätteten Partitur: er hält sich an die oft rasenden Tempi des Originals; unter seinem Temperament beginnt diese „deutsche Musik, die sich italienisch verhält", gleichsam in ständiger Ekstase zu fliegen. Die Besetzung der Hauptrollen mit Zwischenfachsängern wie Walter Raffeiner und Hans Aschenbach fördert zwar die Dramatik, nicht unbedingt aber den Schönklang. Trotzdem: ein hörenswertes Musikereignis, das sich aber kaum als Repertoireoper eignet.

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