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Schuld und Unschuld

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Normalerweise kann ich das Wort „unschuldig” nicht mehr hören. In Irland werden „unschuldige” Ka- tholiken Oder Protestanten von Bomben erwischt, in Entwicklungs- Idndem leiden „unschuldige” Kinder unter Hungersnöten - was aber ist mit den nicht „Unschuldigen”? 1st fur sie der Bombenterror berech- tigt, leiden sie unter Hunger und Durst weniger als die „Unschuldigen”? Auf wen trifft dieser Begriff Uberhaupt zu: „unschuldig”? Es gibt mehr oder weniger Schuldige, unschuldig im absoluten Sinn kann man wohl kaum einen Menschen nennen. Um den Schuldigen ging es in den jüngsten „Fragen des Christen”. Pfarrer Meyer legte dazu eine schlichte Erzählung vor: Uber den mittelalterlichen Brauch, einen Verbrecher straffrei zu lassen, wenn er-von Verfolgem unerreicht-eine bestimmte Stelle in der Kirche be- tritt. Hier filhlte der Zuschauer nicht mit dem Unschuldigen, son- dem mit dem Schuldigen.

Besonders gelungen die filmische Umsetzung. Michael Weinmann hatte, mit.Hilfe subjektiver Kamera, nur den Weg des Gehetzten durch die engen Gassen gefilmt. Vom Ver- folgten sah man höchstens in Vogel- perspektive, die Schuhspitzen; sonst nur die Mauem rechts und links im Auf und Ab der gehetzten Schritte.

Als Experiment gedacht, diese „Fragen des Christen” einmal me- diengerecht zu gestalten, aber als Dauereinführung wünschenswert.

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