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Schule ohne Noten?

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Die Ferien haben begonnen, Österreichs Schülerzeitungen haben ihr Erscheinen vorübergehend, eingestellt, die übrige Jugendpresse kocht auf Sparflamme. Saure-Gurken-Zeit sozusagen.

Wer sich erhofft (oder gar erwartet) hatte, in den Mai- oder Juni-Nummern noch eine Fülle von engagiertkritischen Kommentaren zu wichtigen politischen Ereignissen vorzufinden (da soll es doch eine Nationalratswahl und ein SALT II gegeben haben), wurde in der Regel bitter enttäuscht. Derartiges wurde „net amol ignoriert“, sieht man von einzelnen rühmlichen Ausnahmen ab - etwa Gerhard Hirschmanns ausgezeichnetem SALT-Bericht in der „wende“.

Das politische Desinteresse der Jugend ist demnach kein leeres Gerede, sondern harte Realität. Wobei freilich weniger die Empörung über „die schmutzige Politik“ der Grund ist, sondern die Sorgen im eigenen

Nahbereich, der Existenzkampf in der Schule.

Der Aufschrei gegen den Leistungsdruck, der Ruf nach einer „demokratischen Schule“ („Treffpunkt“, Wels) sind kaum überhörbar, das bisweilen Schülerselbstmorde verursachende Zeugnis gilt schon als „die legale Mordwaffe“ („Acta“, Klagenfurt). Der „Rennbahn-Expreß“, ein nur auf Grund seiner hohen Auflage emstzunehmendes Blatt, sieht gar die „Schule ohne Noten“ als die Schule der Zukunft an.

Hier wird offenbar das Kind mit dem Bad ausgegossen, denn ein gewisser Leistungsdruck muß sein, wenn er auch - um ein Politikerwort abzuwandeln - auf ein für die Schüler erträgliches Maß reduziert werden sollte.

Jedenfalls scheint es hoch an der Zeit, daß jene Politiker, die immer die „Demokratisierung“ und „Humanisierung“ des Schulbetriebs auf den Lippen führen, damit endlich ernst machen. Daß sie dabei einige Flöhe, die sie den Schülern selbst in die Ohren gesetzt haben, werden wieder herausholen müssen, mag weh tun, ist aber unumgänglich.

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