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Schwarzer Humor aus Slowenien

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Der bekannte slowenische Aphoristi-ker und Regisseur Zarko Petan ist auch im deutschsprachigen Raum als Verfasser von mehreren Büchern, in denen er in knapper Form seine Begegnung mit der oft absurden Welt des „realen Sozialismus" preisgibt, bekannt geworden. Auch sein neues Bändchen strahlt einen schwarzhu-morigen Optimismus aus. So viel Verständnis für das Positive der Weltgeschichte und, wie der Autores trefflich nennt, des „Postsozialismus'", kann man nur bei einem Menschen slawischen Gemüts und realsozialistischer Lebenserfahrung finden.

Der Mensch und seine humane ethische Ausrichtung sind nach Petan bedroht von einer menschenfeindlichen, manipulierten Welt. Dank der spritzigen Formulierungen („Vordem Krieg haben wir nichts gehabt, jetzt haben wir zweimal soviel"; „Was wird mir heuer das Christkind davontragen?") und der zwar nach traditionellem Schema, doch nicht ohne Esprit geknüpften Anspielungen an das politische Leben in Jugoslawien, aber auch in der großen Welt in der Zeit der wichtigen und schwierigen Veränderunsen, stellen die ironischen Texte

Petans einen der Höhepunkte des eher spröden zeitgenössischen slowenischen Humors dar.

An sich steht Petans Erzählstil in der österreichischen und mitteleuropäischen Tradition. In der einfallsreichen Handhabung der kürzesten literarischen Form, die nicht immer, aber oft, frisch und originell wirkt, beweist der Autor seine Belesenheit und Kultur.

Verschiedene Spielarten von Wortwitz und köstlichem Humor sind charakteristische Merkmale einer konfusen Unordnung derOrwellschen Epoche, in der für den Autor neben den politischen auch die existentiellen Probleme und Schwächen des Menschen von Bedeutung sind. Im Grunde verdrehen diese Aphorismen den Leser zuletzt auf eine gelungene Art auch mit den überraschenden, gutgeformten kontradiktorischen Wendungen.

VIELE HERREN VON HEUTE WAREN GESTERN NOCH GENOSSEN. Von Zarko Petan. Aus dem Slowenischen von Janko Ferk, Peter Kersche. Zarko Petan und Elke Vujica. Mit acht Zeichnungen von Günter Waldorf. Verlac Styria. Graz/Wien/Köln 1990. 96 Seilen. öS I 18,-.

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