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Schwüre und Schwindel

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Joyce Carol Oates ist eine großartige Erzählerin. Ihre Geschichten, sind mit überraschenden Schwenks und Phantastereien angereichert, sie scheinen im Alltag, in dem sie spielen, nur scheinbar gut aufbewahrt. Ihre weibliche Feinsinnigkeit, die den dünnsten menschlichen Regungen nachzuspüren vermag, verschont weder ihre Gestalten noch den Leser vor so mancher Brutalität, in der sich allzuoft die tatsächliche Wahrheit verbirgt.

In dem umfangreichen Band sind viele Erzählungen zu diesem ewigen Thema aneinandergereiht, blendend geschriebene wie auch manche nur fragmentarisch ausgereifte, die besser noch in der Schublade verblieben wären. So ist die Erzählung „Die heilige Ehe" gleich zu Beginn ein drolliges, doch agatha-christie-artig doppelbödiges Stück Persiflage auf die Uber den Tod hinaus versprochene eheliche Treue. Oder die mit weiser Ironie angetönte Titelgeschichte von der untröstlichen Dame am Spitalsbett des Geliebten, an dessen Ersetzbarkeit auch nicht im entferntesten gedacht wird -beim Verlassen des Krankenhauses harrt ihrer bereits der nächste Begleiter. Schwüre und Schwindel. Sinnlich und doch moralisch führt uns Joyce Carol Oates durch die immer neuen Verwehungen des Tages.

LIEBEN, VERLIEREN. LIEBEN. Von Joyce Carol Oates. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1980,348 Seiten, öS 246,40

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