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Sensible Junge

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Claudio Abbados luxuriöse Parade neuer Musik, das Festival „Wien modern", präsentiert heuer eine unglaublich opulente Darstellung des Schaffens von Olivier Messiaen, Roman Haubenstock-Ramati, Alfred Schnittke und Harrison Birtwistle und macht sich auch für die Jungen stark. So zogen etwa Friedrich Cerha und das Ensemble „die reihe" im Wiener Konzerthaus eine erste Bilanz des Kompositionswettbewerbs „Wien modern 1991". Ein Mini-Marathon von Uraufführungen, in dessen Mittelpunkt „Fünf Stücke für Kammerorchester" des 28jährigen Preisträgers Tobias Peter Maria Schneid (BRD) standen. Schneid ist ein scharfsichtiger Analytiker: Expressive musikalische Gesten, die sonst gebündelt auftreten - etwa aggressive Akkordblök-ke, perlende Bravourläufe, Streicherseufzer - werden hier zum Prinzip ganzer Sätze gemacht und klanglich brillant zerlegt. Ein perfekt gemachtes Stück.

Hervorragende Leistungen boten auch die anderen Komponisten -Alter: Anfang dreißig -, deren Stük-ken man wohl bald auch in anderen Konzerten begegnen wird: Voll dichter Atmosphäre der Liederzyklus „Sobre les angeles" des Mailänders Luca Cori: Musik, die sich an Rafael Albertis Gedichte über Engel wie ein flimmerndes Gespinst behutsam anschmiegt. „Zeitmessung nach verschiedenen Uhren" von Tarbuk Mla-dena beschwört eine barocke Todesvision des Manieristen Luis de Gon-gora.

Und Reinhard D. Flenders zeigt in „Threnos II" ein effektvolles Klagelied über die verrinnende Zeit. Ein Abend, der die Jungen und ihre „neue Sensibilität" eindrucksvoll demonstrierte.

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