Das Verlangen nach ganzheitlichem Heil gehört zu den tiefsten Sehnsüchten des Menschen. Aus ihrer Erfahrung als Pfarrvikarin und Psychotherapeutin versucht die Autorin Wege dahin zu zeichnen. Selbstentdeckung mit Bibeltexten ist dabei ihr Programm. Konkret handelt es sich um kurze Meditationen, vermengt mit Berichten aus ihrer therapeutischen Praxis, mit Hilfe derer sie zu Heilung, Öffnung und Wachstum beitragen will. „Phantasieübungen“ schließen sich jeweils an. Heil stellt sich in erster Linie als ein Prozeß des In-Ein-klang-Kommens mit sich selbst, den Mitmenschen, aber auch der Natur dar. Die vorangestellten Bibeltexte dienen eher als Stichwortbringer, und auch der von sich aus dem Unheil entgegenwirkende Gott der Bibel steht eher im Hintergrund.
Ob man den Blickwinkel als zu „horizontal“ empfindet oder als Versuch, das alte „gratia supponit naturam“ moderner zu fassen, wird jeder für sich zu entscheiden haben. Vielleicht befindet man sich mit solcher Frage aber auch bereits jenseits der Perspektiven des Bu-, ches, das manchen schlichtweg Mut machen möchte.
DEN BRUNNEN AUFSCHLÖSSEN. Von Hannelore Morgenroth. Kösel Verlag, München 1989.166Seiten, öS 154,50.
